06.03.2025
Bilder der Passion
Am Aschermittwoch wurde in der Stadtkirche St. Marien die Ausstellung "Cyklus der Passion" mit Bildern von Thea Schleusner eröffnet.
1947 malte Thea Schleusner in der Art eines Kreuzweges 13 Bilder, die die Passion Jesu darstellen. Der Bilderzyklus (bestehend aus 12 der 13 Bilder) beginnt mit dem Verhör Jesu vor dem römischen Statthalter in Jerusalem, Pontius Pilatus (Passionsgeschichte nach Markus), und endet mit der Darstellung einer "Pietà" - die Mutter Jesu beweint ihren Sohn.
Die Bilder in Grautönen – allesamt Kohle- und Kreidezeichnungen – waren zuvor in der großen Wittenberger Schleusnerausstellung im Alten Rathaus zu sehen. Passend zur Passions- und Fastenzeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt, können sie nun noch weiter betrachtet werden.
Zur Eröffnung der Ausstellung erläuterte Dr. Monika Kaiser den Bilderzyklus und gab einen Einblick in das Schaffen von Thea Schleusner. Kaiser hatte die große Werkschau in Wittenberg kuratiert und Dr. Rainer Naser (Naser-Stiftung der (wieder)entdeckten Kunst) hatte die Bilder im Nachgang der Werkschau dankenswerter Weise der Stadtkirchengemeinde zur Verfügung gestellt.
Die Bilder sind geprägt von der Erfahrung zweier Weltkriege, die Schleusner, geboren 1879, miterlebt hat. Aufgewachsen in einem evangelischen Pfarrhaus, ihr Vater war der Wittenberger Pfarrer Georg Schleusner, war sie zutiefst vertraut mit biblischen Geschichten und christlicher Tradition. So haben sich beide Erlebniswelten im Werk Schleusners niedergeschlagen.
Sehr beeindruckt und bewegt waren die Gäste von den Erläuterungen zu den einzelnen Blättern. Während und nach dem Vortrag nahmen sie mit geschärftem Blick die Bilder in Augenschein und entdeckten manche Feinheit mehr – etwa die roten Tränen Marias, der Mutter Jesu, die ihren toten Sohn auf dem Schoß trägt. Anders als in vielen anderen, manchmal überirdisch wirkenden Mariendarstellungen ist ihr Gesicht hier gezeichnet vom Schmerz, vom Alter, von unfassbarem Leid. Sie spiegelt damit das Leid einer ganzen Generation von Müttern, denen ihre Söhne und Töchter durch zwei schreckliche Kriege genommen wurden – Gefühle und Gedanken, die wieder hochaktuell sind.
Vor der Ausstellungseröffnung hatten viele der Gäste der Eröffnung schon die Andacht zum Aschermittwoch miteinander gefeiert, in der es um das Werben Gottes um die Herzen der Menschen ging. Im Mittelpunkt standen zwei Gedanken aus dem Propheten Joel (Joel 2,12-19 online): "Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider!" (Joel 2,13) und "Da erwachte im Herrn die Leidenschaft für sein Land, und er hatte Mitleid mit seinem Volk." (Joel 2,18 – Übersetzung "Die Basisbibel"). Pfarrer Matthias Keilholz ermutigte dazu, die Passions- und Fastenzeit als eine Zeit zu nutzen, tiefer auf das Werben Gottes zu schauen und zu hören, um seine Zuwendung zu entdecken. Das gab und gibt auch den düsteren Passionsbildern eine geweitete Blickrichtung.
Die Stadtkirche ist geöffnet:
Montag bis Freitag von 11 bis 16 Uhr
Sonntag von 12:30 bis 16 Uhr
Ab April ist die Kirche bis 17 Uhr geöffnet.