30.03.2025
begründet glauben

"Macht Leid Sinn?" Das war die Frage über der begründet-glauben-Konferenz am 29. März in Wittenberg

Das institut für glaube und wissenschaft (iguw) aus Marburg hatte zur 6. "begründet-glauben-Konferenz" in die Lutherstadt Wittenberg eingeladen. Im Katharinensaal der Stadtkirchengemeinde hatten sich rund 70 Gäste eingefunden, die z. T. mehrere Hundert Kilometer Anreiseweg auf sich nahmen, um gemeinsam über die Frage nachzudenken: "Macht Leid Sinn?"

Nach der Begrüßung durch Dr. Alexander Fink (Leiter des Instituts) und Pfarrer Fabian Mederacke (Wittenbeg) führte Dr. Jürgen Spieß (Gründer und ehemaliger Leiter des iguw) mit seinem Vortrag in das Thema ein. "Das Leid und die Gottesfrage" hatte er seine Ausführungen überschrieben. Spieß spricht aus eigener, leidvoller Erfahrung. Bei einem Verkehrsunfall verlor er seine Frau und sein Kind. Die Frage nach Gott und dem Leid ist (nicht nur) für ihn zu einer existenziellen Frage geworden. 
Wer mit Leid konfrontiert wird, kommt an der Frage nach dem Sinn nicht vorrüber, denn Sinn in allem zu finden, ist ein tiefes Bedürfnis. So spricht der Neurologe und Psychater Viktor Frankl vom "Willen zum Sinn" als einer treibenden Kraft des Menschen. Spieß ging weiter dem Gedanken nach, wie ein guter Gott das Leid zulassen kann und führte die Zuhörerinnen und Zuhörer hin zum Nachdenken über "moralische Übel" die sich Menschen zufügen, weil Gott ihnen aus Liebe heraus die Freiheit für ihr Handeln lässt. Daneben gibt es die "natürlichen Übel" – Naturkatastrophen zu aller Zeit der Menschen. Stimmt man grundsätzlich der Existenz höherer Wesen zu, dann greift das Bild von den "gefallenen Engeln" – Wesen, die sich Gott widersetzt haben und nun auf der Erde Unheil anrichten. Die christliche Antwort auf das Leid ist Gottes Eingreifen in seinem Sohn. Er beendet nicht das Leid als "Symptom", sondern beseitig die Ursache des Leides, die Trennung von Gott. Der Mensch habe sich aus der Gemeinschaft mit Gott "herausgesündigt". Diesen Zustand beseitigt Jesus durch seinen Tod und seine Auferstehung. 
Und wie geht der Mensch Jürgen Spieß mit dem Leid um? Was hat ihm geholfen? Freunde waren da und hörten zu, schwiegen mit ihm, gaben ihre Zeit in ihre Beziehung hinein. Auch die Teilnahme an der Beerdigung von Frau und Tochter wurde ihm wichtig, die Tatsache anzuerkennen. Worte gaben Trost. Spieß fing an, die Herrnhuter Losungen zu lesen und fand Trost besonders in den Worten, die an den Tagen zwischen Unfall und Trauerfeier in den Losungen zu lesen waren. Der siebte Band der Narnia-Reihe – seine Frau hatte es als letztes Buch gelesen – weckte und stärkte in ihm die "Freude auf die neue Welt Gottes." Und immer noch getragen ist er vom Wechsel der Anrede, des Pronomens im Psalm 23: "Der Herr ist mein Hirte (V. 1) – Du bist bei mir (V4)". Im Leid kommt Gott besonders nah, wird zum Gegenüber, existenziell. 

In der Pause nutzten die Gäste das Angebot an Kaffee und Gebäck und den im Foyer aufgebauten Büchertisch und kamen miteinander und mit Spieß und den weiteren Referenten des Tages ins Gespräch. 

Drei Kurzvortrage von Prof. Dr. Matthias Clausen (Theologischer Referent des iguw), Pfr. Fabian Mederacke und Dr. Alexander Fink gaben 15-minütige Impulse zum Weiterdenken: "Das Böse und das moralische Argument für Gott", "Leid in den Weltreligionen", "Wie kann Gott die Vernichtung der Kanaaniter befehlen?" Kurze Fragerunden nahmen die Gedankenimpulse auf, bevor es in die Mittagspause ging. Ein Teil der Gruppe nahm an einer Führung in der Stadtkirche durch Kirchmeister Klaus Pohl teil, andere zerstreuten sich in der Stadt oder diskutierten schon eifrig das Gehörte. 

Der Nachmittag begann mit dem Film "Macht Leid Sinn?", der weiteren Stoff für die anschließende Gruppenarbeitsphase gab. Zu Ende ging die Konferenz mit einem Podiumsgespräch aller Referenden, in dem Fragen aus dem Fragekasten und spontane Fragen aufgegriffen wurden.

Wer sich selbst mit dem Thema auseinandersetzen möchte, kann dazu z. B. Material oder auch den Film nutzen, der auf der Webseite des Instituts angeboten wird: https://www.iguw.de


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