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Am 26. Mai war Harald Birck Gastredner bei den Wittenberger Kanzelreden in der Stadtkirche.

"Auf Augenhöhe" war der Gottesdienst überschrieben und das Thema, das das Vorbereitungsteam Harald Birck gestellt hatte, war "Armut". Als Künstler hat Birck sich seit Jahren mit Armut und Obdachlosigkeit auseinandergesetzt. Dabei ist er vielen Menschen begegnet, die auf der Straße leben. Viel Zeit hat er mit ihnen verbracht und so ihre Lebensgeschichten kennengelernt. Daraus sind Portraits und Austellungen entstanden, die seine Gesprächspartnerinnen und Partner auf Augenhöhe zeigen - in ihrer Würde, mit dem Ausdruck von Mut und Gebrochenheit zugleich, mit Witz und Charme, als Helden ihres Lebens. 

In der Kanzelrede stellte Birck drei der Menschen vor: Francesco, Jürgen und Basilius. Er erzählte von ihrer besonderen Art, der Einmaligkeit mancher Begegnung, von Freundschaften, die manchmal auch zu dicht werden können. Eine Beobachtung, die wohl vielen der Zuhörerinnen und Zuhörer hängen blieb und sie bewegte, war die Rede vom "nicht mehr wohnen können." Harald Birck zeigte auf, wie Menschen in eine solche Haltung hineingeraten und wie auch gut gemeinte Hilfe oft nicht helfen kann, weil sie am Kern vorbeigeht. Er lenkte den Blick auf die Würde, die seine Gesprächspartnerinnen in sich tragen und ermutigte dazu, einander zu begegnen und sein Gegenüber in seiner Art wertzuschätzen und zu achten. 

Seine Rede rahmte er mit der Geschichte der Emmausjünger (Lukas 24,13-35): Jesus begegnet nach seiner Auferstehung zwei seiner Jünger, geht mit ihnen, wird nicht von ihnen erkannt, bis er sich selbst zu erkennen gibt.  Menschen begegnen einander und wissen nicht, wer der andere ist. 
Die Kanzelrede regte zu allerhand eigenen Erzählungen an, als nach dem Gottesdienst die Möglichkeit bestand, mit dem Redner noch ins Gespräch zu kommen.

Die Ausstellung "Auf Augenhöhe - Portraits von Obdachlosen" ist noch bis zum 12. Juni zu den Öffnungszeiten in der Stadtkirche zu sehen. Zwölf seiner "Helden" hat Birck mitgebracht und in der Kirche aufgebaut. Sie stehen mitten im Kirchraum und laden ein, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Für die Gottesdienstgemeinde war das ein besonderes Erlebnis.